Eine Schwäbin in Bayern

Ich habe den lateinischen Ausdruck „Nomen est Omen“ schon einmal bemüht. Aber auch heute passt er wieder. Bettina Schwab ist nämlich gebürtige Schwäbin. Seit mehr als 20 Jahren lebt sie allerdings in Bayern – oberhalb von Ramsau schwebt sie quasi zwischen Himmel und Erde auf einer Höhe von ca. 1000 m. Die Landschaft ist traumhaft, eingebettet zwischen gigantischen Bergmassiven. Nur – die haben wir leider nicht gesehen, denn sie hatten sich in Nebel gehüllt. Der Watzmann und seine Kollegen waren untergetaucht. Pech! Trotzdem war der Besuch bei der Schwäbin in Bayern lohnenswert, denn sie gilt als ungekrönte „Königin des Käsekuchens“. Obwohl: Mit ein bisschen Phantasie könnte man ihr obligatorishes Stirnband vielleicht auch eine Krone nennen. Egal! Jedenfalls gehören Bettina Schwab und ihr Käsekuchen zusammen, sie bilden quasi eine Einheit. Sie backt für ihre Feriengäste und für die Gäste ihres Schwagers Andreas, der das Gasthaus Gerstreit betreibt – und dieser Gasthof liegt noch einmal ein Stück weiter oben. Trotzdem nehmen manche Gäste nur des Käsekuchens wegen den steilen Anstieg in Kauf.

Auch wir machen uns auf den Weg in die Höhe, obwohl das schmale Sträßchen hinauf in Schwindel erregende Höhen tagsüber gesperrt ist. Zwei Alternativen bleiben uns: Die erste Idee ist tatsächlich, den Weg zu Fuß zu bewältigen, eine Dreiviertelstunde etwa. Das schreckt uns nicht, denn wir sind passionierte Wanderer. Aber: An diesem Tag weint der Himmel, und das sind keine Freudentränen. Außerdem verschiebt sich unser Zeitplan, so dass wir letzten Endes warten, bis die Sperrung der Straße nach Feierabend der Bauarbeiter über Nacht aufgehoben wird.

Bettina Schwab erwartet uns, und sie holt das Trinkwasser aus dem Brunnen. Statt Hahnenwasser gibt es bei ihr Brunnenwasser – schmeckt wunderbar! Dann erzählt sie uns von ihren eigenen Grenzerfahrungen. Ramsau und Berchtesgaden liegen direkt an der Grenze zu Österreich. „Eine absolute Grenzerfahrung“ mache ich jedes Mal, wenn ich ohne Pickerl über die Grenze möchte. Dann nämlich muss ich die Autobahn meiden, und da muss man höllisch aufpassen. Salzburg ist nicht weit entfernt von meinem Wohnort, aber mit dem Auto dorthin fahren, das mache ich nur, wenn es unbedingt sein muss. Da habe ich mich mal so gnadenlos verfranzt, dass ich mich nach der Sonne richten musste, um den Heimweg zu finden.“ Bettina Schwab ist eben ein echtes Naturmädel! Lieber als die Stadt ist der gebürtigen Schwäbin die Natur. „Ich bin in einem Aussiedlerhof in der Nähe von Ludwigsburg aufgewachsen“, deshalb fühle ich mich hier auch so wohl.“ Daheim fühlt sie sich im Schwabenland und ebenso wie im Berchtesgadner Land. „Wenn ich ins Schwäbische fahre, dann fahr‘ i hoim, wenn ich ins Bayrische fahre, dann fahr‘ i hoam“, lacht sie mit ihrem unvergleichlichen Charme. Jedenfalls ist die Frau aus Baden-Württemberg schnell heimisch geworden in unmittelbarer Nachbarschaft des Watzmann. Grund für den Umzug vom Neckar in die Nähe des Königssee war die Liebe. Innerhalb nur eines Jahres stand fest, dass sie ihr Leben mit Franz, dem Bruder des Gasthaus-Betreibers „Gerstreit“ verbringen möchte.

Bettina Schwab ist übrigens gelernte Bäckerin, daher ihre Passion für das Backen. Sie und ihren (welt-)berühmten Käsekuchen kann man übrigens auch im Fernsehen bewundern, in der Sendung „Expedition in die Heimat.“ „Der Kuchen wird narrisch gern gegessen, erzählt sie, und es gibt keinen Grund, an dieser Aussage zu zweifeln.“ Selbstverständlich zeigt sie auch uns, wie die Köstlichkeit hergestellt wird. Dafür steht sie schon morgens früh um sechs in der Gasthausküche, denn wir müssen um 7.30 Uhr die Baustelle an der Zufahrtsstraße passiert haben, sonst gibt’s vom Berg kein Runterkommen mehr. Und der Kuchen muss fertig gebacken sein, sonst gibt’s davon keine Bilder. Bettina Schwab ist Frühaufsteherin. Kurz bevor wir abreisen, macht die Kamera klick, und unsere Mission oben zwischen Himmel und Erde ist beendet.

Wir werden aber wiederkommen, denn die Gegend rund um das Gasthaus Gerstreit ist traumhaft – wir glauben das, auch wenn wir die einzigartigen Aussichten weder sehen noch genießen konnten. Beim nächsten Mal klappt es hoffentlich. Jedenfalls allerherzlichsten Dank an Bettina Schwab dafür, dass sie bereitwillig die Aktion „Merkels Grenzerfahrungen“ unterstützt.



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