Schdräffer oder Streffer?

Wer den Dialekt, der in Au/Rhein gesprochen wird, nicht kennt, wird weder den einen noch den anderen Begriff verstehen. Mir gefällt das Wort Schdräffer besser als das konkurrierende Wort, denn meiner Meinung nach kommt das badische Idiom hier so richtig zum Ausdruck. Aber sei’s drum. Die Schdräffer/Streffer sind jedenfalls Kult in dem kleinen Ort, nahe der Grenze, und das schon seit 35 Jahren. Niemand kann sich vorstellen, dass es sie sonst noch irgendwo gibt, wahrscheinlich sind sie weltweit einzigartig. Wie sonst ließe sich erklären, dass man die Auer Schdräffer/Streffer überall auf dem Globus kennt, dass sie oft lange Reisen antreten in andere Kontinente. Bestellungen kommen aus Australien ebenso wie aus den USA. Schdräffer/Streffer -um das Rätsel zu lösen- sind Hausschuhe aus Mantelstoff.

28 fleißige Frauen (es gab auch mal eine Zeit, in der Männer Hand angelegt haben, aber die ist vorbei) treffen sich zweimal in der Woche. Sie trennen alte Mäntel auf, schneiden Sohlen zu, besticken die Oberteile, verarbeiten alles zu einem bequemen Schuh – und das alles von Hand. Dekor und Größen sind ganz unterschiedlich und richten sich zum Teil nach den Wünschen der späteren Hausschuh-Träger/innen. Die Idee, aus Mantelstoffen Hausschuhe anzufertigen, geht zurück auf die Kriegs- und Nachkriegszeit. Not macht erfinderisch, heißt es doch. Und dieses Produkt ist das beste Beispiel dafür. Die Standardanfertigungen bewegen sich zwischen Schuhgröße 35 und 46, aber den Damen ist nichts fremd. Sie fertigen auch Kinder-Hausschuhe an und übergroße Pantoffeln bis Größe 50. Man muss wissen, dass die Schdräffer/Streffer bequem und warm sind. Rund 15 Arbeitsstunden stecken in einem Paar, das dann für 15 – 30 Euro, je nach Größe, den Besitzer wechselt. Schon daran ist zu sehen, dass dieses Auer Produkt Kult ist.

Aber die Damen freut’s, wenn die Kundschaft ihre Werke zu schätzen weiß. Dass dem so ist, zeigt die stetig steigende Nachfrage. Allein in 2022 haben sie 355 Paare gefertigt, bis Mai waren sie dabei, die Weihnachtsbestellungen abzuarbeiten. Auf dem Auer Weihnachtsmarkt ist der Schdräffer-/Strefferstand nämlich eine verlässliche Größe. Die Einnahmen übrigens, das muss besonders erwähnt werden, spenden die Strefferfrauen für soziale Zwecke. Da muss ich nicht extra betonen, dass sie uns eine erkleckliche Summe für krebskranke Kinder haben zukommen lassen. Ganz herzlichen Dank dafür und unseren großen Respekt für ihre Arbeit und dafür, dass die Frauen bei hitzigen Temperaturen für uns eine Sonderschicht eingelegt haben! Unser ganz besonderer Dank gilt Dorothea Stögbauer, die den Termin für uns ohne Zögern arrangiert hat.

Wer die Schdräffer-/Strefferfrauen unterstützen möchte, tut das am besten mit ausrangierten Wollmänteln (kein synthetisches Material). Die sind immer willkommen, denn Tradition und Kult sollen erhalten bleiben.

www.strefferclub.de

 

LESEN – SICH FREUEN – SPENDEN – DANKE !!!