Musikwinkel Deutschlands

Das Vogtland wird allgemein als Musikwinkel Deutschlands bezeichnet. Das kommt natürlich nicht von ungefähr. Tatsächlich ist die Region um Klingenthal und Markneukirchen seit langer Zeit bekannt für den Musikinstrumentenbau. Dort ist das weltweite Zentrum für den Bau von Orchesterinstrumenten. So verwundert es nicht, dass in diesem Gebiet auch einige Geigenbauer ansässig sind. Zufällig fällt während einer Unterhaltung mit Einheimischen der Name Ekkard Seidl. Spontan beschließen wir, ihn aufzusuchen. Ein gewagtes Unterfangen so ganz ohne Anmeldung! Weil sich auf unserer Reise aber so gut wie gar nichts vorhersagen lässt, springen wir über den eigenen Schatten und klingeln bei Meister Seidl an der Haustür. Ein eingepflanzter Geigenkasten auf den Stufen davor verrät, dass wir richtig sind. Frau Seidl öffnet uns und reagiert überaus freundlich auf unsere Bitte, den Geigenbauer in seiner Werkstatt besuchen zu dürfen. Genauso freundlich reagiert Ekkard Seidl auf unseren „Überfall“.

Ekkard Seidl mit „Viola d'amore“

Mit leuchtenden Augen erzählt er von seinem spannenden Beruf, der ihn in den einschlägigen Kreisen weltweit bekannt gemacht hat. Schule – Ausbildung – Meisterprüfung – Selbständigkeit, das sind seine Lebensstationen. Er selbst spielt Klavier und Schlagzeug, erzählt er uns. Geige zwar auch, aber -Zitat- „Es ist viel schöner, wenn andere mit meinen Instrumenten Musik machen.“ Seine Werkstatt nennt Ekkard Seidl eine Maßschneiderei, denn seine Streichinstrumente (alle außer Kontrabass) sind auf die Musiker zugeschnitten. So macht es beispielsweise einen Unterschied, ob ein Instrument solistisch hervor tritt oder ob es sich in den Klang eines Orchesters einfügen soll. „Jedes Instrument hat seine eigene Persönlichkeit“, sagt Meister Seidl, „und jeder Geigenbauer hat seine eigene Handschrift“. So erklärt sich, dass jeder Spieler eines Streichinstruments seinen Lieblingsinstrumentenbauer hat. Stolz erfüllt Ekkard Seidl, wenn Bewerber mit einer seiner Geigen, Bratschen oder Celli in einem renommierten Orchester aufgenommen werden, wenn Musiker mit einem seiner Instrumente auf der Bühne stehen oder wenn Jugendliche mit den von ihm gebauten Werken Wettbewerbe gewinnen. Abnehmer hat er weltweit. In jeden Kontinent liefert Meister Seidl seine wertvollen Aushängeschilder. „Instrumente sind Botschafter“, weiß er, und wenn die Botschaft stimmt, kommen Empfehlungen für seine künstlerische Arbeit.

Im ganzen Vogtland gibt es schätzungsweise 20 Geigenbauer und etwa 150 Betriebe, die vom Musikinstrumentenbau leben. Bekannt ist Ekkard Seidl auch für das seltene Instrument „Viola d’amore“ die im Gegensatz zu allen anderen Streichinstrumenten nicht vier, sondern sieben Saiten hat. Es gibt wenige Geigenbauer, die diese spezielle Geige bauen, denn eine „Viola d’amore“ kommt nur selten zum Einsatz, aber bei zwei Stücken der Bach’schen Johannes-Passion erklingt genau dieses Instrument. Ekkard Seidl liebt seinen Beruf, ganz ohne Zweifel. Es ist ein Handwerk, das ganz ohne Maschinen auskommt, sieht man von speziellen Bohrern und Sägen ab.

Ein kleiner Raum in seinem Wohnhaus dienst als Werkstatt, ein weiterer Raum als Lager. Meister Seidl kann in seinem Haus Privatier sein oder hoch geschätzter Geigenbaumeister. Trotz seines großen Erfolges ist der Man aus Markneukirchen auf dem Teppich geblieben. Das schätzen nicht nur seine Kunden, sondern auch wir, die wir ihn kurz bei seiner Arbeit stören durften. Vielen Dank für die Einblicke in einen spannenden Beruf und für eine Spende zu Gunsten krebskranker Kinder.

www.seidlgeigen.com

 

LESEN – SICH FREUEN – SPENDEN – DANKE !!!