Meer frisst Land

Unser Blog ist (bis jetzt) gespickt mit angenehmen Erlebnissen, mit kleinen Besonderheiten, die Freude machen. Dass es auch „Sehenswürdigkeiten“ gibt, die zum Nachdenken anregen, haben wir am Kap Arkona erfahren, einem der beliebtesten Ausflugsziele der Insel Rügen. Die hatten wir ursprünglich gar nicht auf dem Schirm. Weil uns aber noch Zeit bleibt, und wo wir schon mal in der Nähe sind, beschließen wir, wenigstens das Kap zu besuchen. Im Endeffekt gibt es eine strenge Wanderung von vielen Kilometern, denn das Wohnmobil bleibt natürlich vor dem Ort stehen. Vorbei an Rapsfeldern -auch hier begleitet uns die gelbe Pracht-, vorbei an zwei Leucht- und einem Peilturm, finden wir schließlich einen Abstieg an die Ostsee.

Kap Arkona ist nämlich eine 43 Meter hohe Steilküste im Norden der Insel, bekannt durch die Kreidefelsen. Bekannt, aber auch sehr gefährlich, denn jährlich trägt die See mehrere Meter des Festlandes ab. Die Wanderung unten am Wasser entlang ist streng verboten – schade eigentlich. Trotzdem lohnt sich ein Spaziergang auf den genehmigten Routen, denn der Ausblick auf die See ist von jeder Stelle aus grandios. Ein Geheimtipp: das Fischerdorf Vitt mit seinen engen Gassen. Mystisch die Stimmung in der Abendsonne: Einsame im Wind schaukelnde Fischerboote, ein verlassenes, weil nur untertags geöffnetes Gasthaus, etwas oberhalb eine kleine Kapelle zur Einkehr.

Die Geschichte „Meer frisst Land“ kennen wir übrigens auch vom Darß. Das „Hohe Ufer“ zwischen dem Künstlerort Ahrenshoop und Wustrow auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst erstreckt sich über etwas mehr als drei Kilometer. Streckenweise ist der Hochuferweg wegen Abbruchgefahr jedoch gesperrt, das Betreten der Abbruchkanten des Steilufers ist strikt untersagt. Wir treffen ein Paar aus Berlin, das jedes Jahr dort seinen Urlaub verbringt. „Innerhalb von nur drei Jahren hat das Wasser mindestens 10 m Land abgetragen“, bedauern die beiden. Offizielle Quellen bestätigen das – erschreckend! Die Spazier- und Radwege oberhalb der Ostsee werden von Jahr zu Jahr mehr ins Landesinnere verlegt, der Ordnungsdienst patrouilliert regelmäßig. Trotzdem ist die Aussicht auf die See, teilweise bis hin zum dänischen Festland gigantisch.