Marktl am Inn

Von Passau geht es für uns westwärts, am Inn entlang. Der Flecken Marktl hat Berühmtheit erlangt, dort wollen wir uns umschauen. Man muss nämlich kein Fan des emeritierten Papstes Benedikt sein, um seinen Geburtsort zu besuchen. Wir erreichen das Dorf in der gleißenden Mittagssonne. Kein Mensch weit und breit. Es ist trostlos, und wir sehen schon unsere Felle davon schwimmen. Dann taucht urplötzlich ein Pilger auf – ein junger Mann aus Österreich, dem man ansieht, dass er schon einige Kilometer auf dem Buckel und Blasen an den Füßen hat. Ein Pilgerstab soll ihm das Laufen erleichtern. Diesen Pilger schickt uns der Himmel!!

Wir kommen mit ihm ins Gespräch und trinken zusammen einen Kaffee. Fabian Wenzelhumer kommt aus der Nähe von Linz, und er will bis nach München wandern. Die Hälfte der insgesamt 208 km hat er in vier Tagen bereits geschafft. Er ist, sagt er, Maturant (in Deutschland sagt man Abiturient), und er will sich selber fordern. Als Kletterer sei er eigentlich ziemlich fit, nur die „Fußmaschine“ macht nicht so richtig mit. Wie wir da so sitzen, im Schatten, bei einem Kaffee, kommt wie aus dem Nichts eine junge Frau auf uns zu und bittet Richard, von ihr ein Bild vor dem Geburtshaus des emeritierten Papstes zu machen.

Isidora Suàrez stammt aus Chile, unterrichtet dort katholische Religion an einer deutschen Schule und ist in Rom gerade auf den Spuren der Katholischen Kirche gewandelt. Von dort aus ist sie nach München geflogen und mit dem Zug nach Marktl gekommen, denn sie verehrt den ehemaligen Papst.

Während Fabian Wenzelhumer weiter munter mit uns plaudert (im Sitzen tun die Blasen nicht so weh), besucht Isidora noch die Kirche von Marktl, die nur einen Steinwurf entfernt ist vom Geburtshaus, das heute als Museum zu bestimmten Zeiten besichtigt werden kann. Von Fabian erfahren wir, dass er unbedingt Kunst studieren möchte und für einen Animationsfilm bereits einen Preis abgeräumt hat. Er lässt uns einige Dokumentationen seiner Arbeiten zukommen, die wir hier im Blog sehr gerne zeigen.

Ob er weiter pilgert, ob er seine tägliche Strecke etwas eindampft oder ob er vielleicht doch in den Zug nach München steigt, steht, als wir uns von ihm verabschieden, noch nicht fest. Wir jedenfalls wünschen ihm alles Gute und viel Glück bei der Bewerbung um einen Studienplatz.

 

LESEN – SICH FREUEN – SPENDEN – DANKE !!!