Leidenschaft und Experimentierfreude
Schon seit wir auf der Spendenreise sind, suchen wir nach einem Weingut, das sich zu porträtieren lohnt. Wir finden es auf den letzten Kilometern der Reise im Kaiserstuhl – rein zufällig. Ursprünglich hatten wir die Idee, eine bedeutende Sektkellerei zu besuchen. Wir melden uns zu einer Führung an, fragen ob wir fotografieren und berichten dürfen. Natürlich, sehr gerne! Bleibt nur noch die Frage, ob unsere Arbeit mit einer Spende für krebskranke Kinder belohnt wird. Es kommt ein eindeutiges NEIN! Aha! Na dann eben nicht. Sollen wir Werbung machen für eine bekannte Sektkellerei, selbst aber in die Röhre schauen? Auf gar keinen Fall! Auf diesen Kuhhandel lassen wir uns nicht ein. Enttäuscht schlendern wir durch Breisach, suchen etwas zum Beißen und…..da ist er wieder, der Kollege Zufall. Während wir nämlich sitzen und überlegen, kommt Rudi Horsch mit Frau und Enkelkindern auf dem Fahrrad um die Ecke. Rudi Horsch, das muss man wissen, ist mit Richard in Rotenfels aufgewachsen. Man kennt sich. Sie setzen sich zu uns, und ein Wort ergibt das andere. Wir erzählen von unserer Abfuhr und sehen förmlich die Rädchen in Rudi’s Hirn rattern. Er empfiehlt uns, das nicht weit entfernte Weingut Johner aufzusuchen. Das sei, während wir auf Spendenreise waren, im SWR-Fernsehen vorgestellt worden. Wir fragen Dr. Google, und unser Plan steht fest. In Bischoffingen treffen wir gleich auf Irene Johner.
„Hän Se Fernseh gluegt“, fragt sie uns als wir zielstrebig auf sie zugehen. Haben wir, und jetzt wollen wir mehr erfahren. Ihr Mann, sagt sie, sei unterwegs, die Reben zu wässern, der Sohn sei auswärts. So was Dummes aber auch! Dessen ungeachtet ergibt sich ein informatives Gespräch, und während wir uns angeregt unterhalten, zückt Irene Johner das Handy, ruft ihren Mann an und sagt ihm, da seien zwei, die ihn interviewen wollen. Kurze Zeit später steht der Winzer und Weinliebhaber in der Tür, und wir erfahren die ganze Lebensgeschichte, und die ist spannend. Mitte der 70-er Jahre ging das Ehepaar Johner mit dem dreijährigen Sohn und der anderthalbjährigen Tochter nach England, um dort ein Weingut aufzubauen. Karl-Heinz Johner, der, wie übrigens auch Sohn Patrick, in Geisenheim Internationale Weinwirtschaft studiert hatte, war damals in einem Angestelltenverhältnis. „Ich habe sehr schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist, jedenfalls nicht auf Dauer. Als mir dann angeboten wurde, in England ein Weingut aufzubauen, war das unsere Chance. Es war eine herausfordernde Zeit, aber unsere Erfahrungen kann uns niemand mehr nehmen“, resümiert der Weinexperte aus dem Kaiserstuhl. Aber Familie Johner sollte noch mehr Grenzerfahrungen sammeln. Zum einen entstand auch im Kaiserstuhl ein Weingut, ein zweites, 27 ha großes, wurde in Neuseeland aufgebaut – in einer Klimazone, die mit der hiesigen nicht vergleichbar ist, und natürlich sind auch die Böden unterschiedlich. Eine neue Herausforderung! Normalerweise schauen Karl-Heinz Johner und Sohn Patrick mehrmals im Jahr nach den Trauben, die in Übersee wachsen, allerdings hat die Pandemie den Elan etwas ausgebremst, was der Begeisterung der Winzer aber keinen Abbruch tut.
Bei Johners, das kann man laut sagen, spielen Leidenschaft und Experimentierfreude eine große Rolle. Für einen guten Wein scheuen sie keine Mühen. So haben sie in ihren Weinbergen im Kaiserstuhl Gräben gezogen und sie mit Kalk aufgefüllt. Die Qualität des Weines profitiert davon enorm. Karl-Heinz und Patrick Johner bauen neben dem Spätburgunder auch Grau- und Weißburgunder sowie Chardonnay an. Wohl dosiert kommt Barriques zum Einsatz, einige Weinexperten halten die Johners für die besten Barrique-Winzer des Landes. Mehrfach sind sie ausgezeichnet worden, ihre Blau- und Grauburgunder zählen zu Deutschlands Spitzenweinen.
Und wie hinter allen erfolgreichen Männern steht auch hinter den beiden Winzern eine starke Frau: Irene Johner, die mit den Weingütern genauso verwachsen ist wie ihre Männer. Und noch eine Frau spielt eine Rolle auf dem Bischoffinger Weingut: Tochter Bianca, die für kulinarische Abwechslung sorgt. Die Johners sind empathische, gastfreundliche Leute. Der Besuch auf ihrem Weingut hat uns außerordentlich gut gefallen, und wir bedanken uns für ihre Spendenbereitschaft.
LESEN – SICH FREUEN – SPENDEN – DANKE !!!