Kunst, Handwerk und Schlemmereien

Augen und Ohren offen halten – das ist das A und O auf unserer Tour rund um Deutschland. Keine auch noch so gründliche Recherche kann Zufallstreffer ausschließen. Da ändert sich manchmal die Route wegen einer Umleitung, da erfahren wir gelegentlich im Gespräch von einem Highlight, das wir gar nicht auf dem Schirm hatten und für das wir bereit sind, eine andere Strecke zu wählen. Kein Tag verläuft wie geplant – und das ist das Schöne an dieser Art, zu reisen. Das Gut Görtz, unweit von Heiligenhafen, ist das beste Beispiel. Gut Görtz, eine typische holsteinische Gutsanlage, deren Geschichte bis ins Jahr 1263 zurückreicht, also schon fast 900 Jahre alt ist. Seit 1913 in Familienbesitz, wird das Gut derzeit von der vierten Generation bewirtschaftet. Der Ackerbaubetrieb ist 300 ha groß, Getreide und Raps werden angebaut. Auch Windkraftanlagen, die den Strombedarf von ca. 4000 Haushalten decken, stehen auf den Feldern. Aber das ist eine andere Sache. Wir sind auf Gut Görtz aufmerksam geworden, weil im Innenhof zwischen den einzelnen Gebäuden ein wahrer Kunst- und Skulpturenpark alle Blicke auf sich zieht. Es handelt sich um eine einzigartige Ausstellung – ein Exponat, ein Kunststück ist schöner als das andere.

Sascha Nentwig beispielsweise bietet u.a. einzigartige Lichtobjekte und Schmiedearbeiten für innen und außen an. Von Haus aus ist er Konditor, jetzt arbeitet er als Schmied, und er ist ein wahrer Künstler. „Wenn das Eisen heiß ist, wird es geschmeidig wie Marzipan“, wählt er dann einen für ihn durchaus passenden Vergleich.

In der ehemaligen Großen Kornscheune der Gutsanlage wird außerdem Feuerdesign angeboten, es gibt ein Schmuck- und ein Bernsteinstudio, eine Töpferei, Gartenkunst und Floristik und eine Glasbläserei. Petra Fischer lässt sich bei dieser anspruchsvollen Arbeit gerne über die Schulter schauen. Mit Begeisterung macht sie ihre Arbeit, und sie erzählt, dass -so komisch das klingen mag- Gut Görtz durch die Pandemie gewonnen hat. Einige Künstler, die früher ein eigenes Atelier hatten und es aus finanziellen Gründen nicht halten konnten, haben sich auf Gut Görtz eingerichtet. Petra Fischer stellt z.B. Durstkugeln für Pflanzen her. Davon hatten wir bis jetzt noch nichts gehört: Ein Stab mit einer Glaskugel, die mit Wasser gefüllt und ins Erdreich gesteckt wird. Das Wasser gelangt nur in kleinen Dosen dorthin, wo es gebraucht wird – genial!

Dass es ein Hofcafé mit Kuchen nach alten Hausrezepten gibt, versteht sich von selbst. Hausgebackenes Brot und Kuchen, außerdem viele andere Produkte, bekommt man im Hofladen, außerdem Wohnaccessoires und Dekoartikel. An Gut Görtz kommt keiner vorbei.

www.gut-goertz.de