Ku-Stall in Rheinau-Freistett

Wer die Schreibweise der Überschrift genau betrachtet, wird schnell begreifen, dass die Örtlichkeit, die da beschrieben wird, nichts mit einer Kuh zu tun. Das „Ku“ steht für Kunst, Kultur und Kulinarisches. Andererseits, wenn man es genau nimmt, hat die Kuh vielleicht doch ihren Anteil am „Ku“, denn die location, um die es hier geht, ist ein ehemaliger Stall. Ob es tatsächlich ein Kuhstall war, weiß ich aber nicht genau. Jedenfalls waren wir auf unserer langen Reise rund um Deutschland immer auch auf der Suche nach Mundartlichem. Das hätte Friesisch oder Sächsisch sein können – ganz egal. Aber es ist uns nichts und niemand über den Weg gelaufen, worüber wir hätten im Blog berichten wollen. Ist übrigens ganz gut so, denn dann wäre Martin Schütt aus dem Hanauerland nicht ins Spiel gekommen. Das wiederum wäre mehr als schade, denn Martin ist nicht nur Mundartkenner, sondern Mundartliebhaber, -dichter und Mundartliedermacher. Sogar Schubert gibt es bei ihm „uff Allemannisch“. Manche hätten ihn dafür am liebsten gesteinigt, als aber Hermann Prey höchstpersönlich gesagt hat, man solle diesen Allemannen doch machen lassen, war die Sache geritzt. Jetzt gibt es also das „Heide-Resl“ (Heideröslein) oder de „Erle-Kenni“ (den Erlkönig) im Dialekt. Gäll, do gucksch!

Der Liedermacher und Mundartliebhaber aus dem Hanauerland jedenfalls lässt sich nicht beirren. Sogar Asterix und Obelix machen ihre Faxen in der Mundart des Hanauerlandes. „Asterix un d’Emanz“ kam dabei heraus. Eigentlich gibt es so gut wie nichts, das Martin Schütt nicht ins Allemannische transponiert hätte. Für uns stimmt er spontan das Lied „Hanauer Land“ an.

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Nur ein Steinwurf ist es von seinem mehr als 200 Jahre alten Bauernhaus mit besagtem Ku-Stall bis zum Rhein. Da liegt das Elsass gewissermaßen vor der Haustür, und der Dialekt dort ähnelt dem von „hiwwe“. Um „hiwwe un driwwe“ (für Nicht-Mundartler: „hüben und drüben“) drehen sich viele seiner Mundartlieder, die so herrlich erfrischend und authentisch daher kommen. Allgegenwärtig und freundschaftlich mit der Familie Schütt verbunden sind zahlreiche elsässische Liedermacher, mit denen Martin viele musikalische Highlights bewältigt. Eine Zeitlang hat Richard den Liedermacher auf dem Akkordeon begleitet. Legendär die Tourneen mit Wiehnachts-Liadle uff Allemannisch. Legendär ebenso die Eigenkompositionen von Martin Schütt, die sich nicht nur dem Leben an der Badisch-Elsässischen Grenze widmen. Nun ist es aber nicht so, als ob der Hausherr im Ku-Stall der einzige Künstler wäre, der dort auftritt – ganz im Gegenteil. Im Ku-Stall geben sich bekannte und beliebte Musiker, Erzähler und Comedians die Klinke in die Hand, ob sie nun Reinhold Beckmann, Jürgen Hörig oder Alfred Mittermeier heißen. Jedes Mal geht es dann hoch her auf der Bühne, im Stall, im Hof des alten Bauernhauses. Da sind dann auch Despina, seine Frau, und Sohn Alexander eingespannt.

Despina ist Griechin und Künstlerin. Seit die Schütts vor mehr als 30 Jahren den Kulturbetrieb mit angegliederter Gastronomie auf die Beine gestellt haben, ist sie dort unverzichtbar, zumal Martin, ihr Mann, noch eine ganze Reihe von Jahren seinem eigentlichen Brotberuf nachgegangen ist und als Lehrer Geographie und Deutsch unterrichtet hat. Irgendwann war die Doppelbelastung dann zu groß, er hat sich für die Kunst entschieden und diese Entscheidung nie bereut. Übrigens beweist der Mann aus dem Hanauerland immer wieder aufs Neue, dass man nicht nur Pennälern sondern auch Erwachsenen etwas beibringen kann, indem er Interessierte als Nachtwächter durch den Fischer- und Schifferort Freistett führt und eindrucksvoll von der Historie erzählt. Wenn er über die Zukunft spricht, gibt Martin ehrlich zu, dass in seiner Brust schon lange zwei Herzen schlagen. Er könnte sich nämlich auch gut vorstellen, in der Ägäis zu leben. Aber noch erfordert der Ku-Stall die Anwesenheit der ganzen Familie. Sohn Alexander steht allerdings bereit, den Kulturbetrieb zu übernehmen. Von Kindesbeinen an ist er in den Kulturbetrieb hinein gewachsen, und wenn man’s genau nimmt, fungiert er im Hintergrund bereits als Kulturmanager. Die Kleinkunst-Szene hat übrigens als „FKK“ begonnen. Damit jetzt aber keine Missverständnisse aufkommen: FKK steht für „Freistetter Kleinkunst“. Aus den Anfängen hat sich recht schnell dann der angesagte Kultur-Treffpunkt in dem alten Bauernhaus entwickelt. Wir wünschen der gesamten Familie Schütt, dass sie für die Zukunft die Entscheidung trifft, die sie glücklich macht, ob hiwwe in Deutschland oder driwwe in Griechenland. Ein herzliches Dankeschön jedenfalls für die bereichernde Begegnung.

www.kultur-im-stall.de

LESEN – SICH FREUEN – SPENDEN – DANKE !!!