„Ho Narro“

Ich geb’s zu: Der Konstanzer Narrenruf ist ein bisschen aus der Zeit gefallen. Andererseits hat die fünfte Jahreszeit in Konstanz eine lange Tradition und deshalb ihren Platz in unserem Blog. Bereits im Mittelalter war die Fasnacht ein städtisches Fest, von den Zünften gepflegt. Heute sind es 74 Fasnachts-Vereinigungen, die die Tradition aufrecht erhalten. Für uns war also klar: Ein Fasnachter muss her, koste es, was es wolle. Gekostet hat es uns nichts, eine Spende ist versprochen, und der Kontakt zum „Kurtle“ schnell hergestellt. Genau gesagt „überfallen“ wir Kurt Köberlin, d.h. wir rufen ihn kurzerhand an, als ein anderer Fasnachter von jetzt auf gleich seinen Termin mit uns aus wichtigen Gründen absagen muss. „Kurtle“ war für uns ein glücklicher Zufallsfund. 10 Minuten nach unserem Telefonat sitzen wir mit ihm zwischen blühenden Pflanzen in seinem Garten, und er erzählt uns von seiner närrischen Karriere. Bereits mit 6 Jahren ist er bei der Klepperle-Garde und läuft als „Däfeles-Bu“ (als Träger der Ankündigungstafel beim Umzug) vorneweg. Später schreibt er Büttenreden – auf der Hütte, während seine ganze Familie beim Skilaufen ist. „Immer hatte ich die Sorge, ich könnte mich beim Skifahren verletzen und anschließend nicht fit sein für die vielen verrückten Aktivitäten“, erzählt Kurt Köberlin, „deshalb bin ich mit dem Opa auf der Hütte geblieben. Er, der Opa, war dann auch immer mein erster Zuhörer. Wenn er sich auf die Schenkel geklopft hat, wusste ich, dass die Rede gelungen war.“

Foto: Suedkurier

S’Kurtle, wie Kurt Köberlin liebe- und respektvoll genannt wird, war 42 Jahre lang im Narrenrat, 28 Jahre lang hat er den Konstanzer Umzug organisiert und 35 Jahre lang den Butzelauf moderiert. Das ist eine Bilanz, die sich sehen lassen kann. Mit einer Träne im Augenwinkel hat er seine Ämter abgegeben. Er will die Jüngeren ran lassen, aber natürlich beobachtet er aus einer gewissen Distanz heraus das muntere Treiben. Den 74 Fastnachts-Vereinigungen in Konstanz ist er nach wie vor freundschaftlich verbunden, und so ganz hat er dem närrischen Treiben nicht abgeschworen. Er betätigt sich nämlich als Archivar und sorgt dafür, dass all die fasnachtlichen Aktivitäten nicht vergessen werden. Grenzerfahrungen hat Kurt Köberlin auch gemacht, denn natürlich werden im Grenzgebiet zur Schweiz die Vereine gegenseitig eingeladen.Wenn die Schweizer Guggemusik nach Konstanz kommt, ist das ein Höhepunkt der Fasnacht“, stellt Kurt Köberlin fest.

 

LESEN – SICH FREUEN – SPENDEN – DANKE !!!