Hart an der Grenze

Hurra, die Grenzen haben uns wieder. Die Deutsch-Polnische Grenze markiert die Oder. Ihr folgen wir in Richtung Süden. Außerdem haben wir die Grenze Mecklenburg-Vorpommern / Brandenburg überschritten. In dieser natürlichen Idylle bewegen wir uns nun vorwärts. Der Satz einer alten Frau, mit der wir ins Gespräch gekommen sind, geht mir nicht aus dem Kopf. Zitat: „Hier gibt’s nur Gegend, davon aber sehr viel“. Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Unsere Freundin Monika aus Horneburg würde sagen: „Hier möchte ich nicht nackig überm Zaun hängen.“ Tatsächlich dominieren in dieser strukturschwachen Region die Reize der Natur: nicht enden wollende Alleen, durch die zum Teil kein Sonnenstrahl dringt, weil die Kronen dicht miteinander verwoben sind, und Wasser – die Oder und ihre weit verzweigten Seitenarme. 

Und dann sind da als Charakteristikum noch die Holperpisten, damit meine ich ganze Streckenabschnitte, die mit Pflastersteinen befestigt sind. Das hat man nun davon, wenn man die kleinen Seitensträßchen entlang der Grenze wählt, anstatt auf gut ausgebauten richtigen Straßen das Weite zu suchen. Diese Hoppelpisten bringen uns dann tatsächlich auch an unsere eigenen Grenzen. Was wir unbedingt besuchen wollen, ist eine von nur noch ganz wenigen Sägemühlen im romantischen Salveytal – eine Rarität sozusagen. Aber was soll ich sagen: Umleitungen und ein irritiertes Navi, das uns über Feldwege ans Ziel schicken will, ein Weg, der mit einem tiefen Krater unserer Fahrt ein Ende setzt, bringen uns an den Rand der Verzweiflung. 

Als wir unser Objekt der Begierde schließlich erreichen, müssen wir feststellen, dass entgegen der Eintragungen im Internet die Mühle nur noch am Mühlentag betrieben wird, und der ist bekanntlich am Pfingstmontag, also längst vorbei. Ansonsten ist das Areal in eine Eventlocation umfunktioniert, die Besitzerin nicht anwesend. Hochzeitsgäste, die in wenigen Minuten anreisen, sollen wir natürlich nicht stören – das ist auch nicht unsere Absicht. So haben die Fotos, die Richard auf die Schnelle schießen darf, leider kein Gesicht, und damit ist die Geschichte schon keine mehr.

Ein absolutes Kuriosum am Rande: die Polizei stellt an den Hoppelpisten Blitzer auf, obwohl jedes Auto schon bei einer Geschwindigkeit von 20 km/h auseinanderzubrechen droht. Wir sind um viele Erfahrungen reicher, und ihr könnt gerne schmunzeln über einen verkorksten Tag.

 

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