Gestrandet in der Heimat

Oberaudorf hat es uns angetan. Hier passiert der Inn gleich zwei wuchtige Gebirgsmassive: den „Zahmen Kaiser“ und den „Wilden Kaiser“. Aber das alleine ist es nicht. Schon auf der Fahrt rattert es in unserem Hinterkopf. Es ist uns als hätten wir diesen Ortsnamen schon einmal gehört. Und plötzlich fällt es uns ein. In Oberaudorf lebt Rolf Breitinger, der in jungen Jahren eine Weile mit Richard zusammen gearbeitet, später aber lange Zeit in den USA verbracht hat. Wir versuchen den Kontakt herzustellen, und tatsächlich – wir treffen ihn und seine  Frau Angela. Was die beiden zu erzählen haben, sind echte, erlebte Grenzerfahrungen. Schon deshalb muss ihre Geschichte in unseren Blog. Es sind Grenzerfahrungen, wie man sie niemandem wünscht. Beide haben sich in Kalifornien sehr wohl gefühlt. Dort war Angela schon im Alter von 10 Jahren  heimisch geworden. Zwar ist der Kontakt nach Deutschland nie abgerissen, immer wieder waren sie in ihrer alten Heimat, trotzdem war in Kalifornien ihr Lebensmittelpunkt bis…………ja bis 2018 mal wieder ein Flächenbrand getobt und ihnen ihr ganzes Hab und Gut genommen hat. Glücklicherweise waren beide zu besagtem Zeitpunkt für ein paar Tage verreist, sodass sie wenigstens körperlich unversehrt geblieben sind. Monatelang lebten sie im Wohnmobil, denn von ihrem Zuhause ist nichts als ein Haufen Asche übrig geblieben. So ein Schicksalsschlag muss erst einmal verkraftet werden. Es gab nur zwei Alternativen: Ohne Hab und Gut in Amerika zu bleiben, zu versuchen, alles wieder aufzubauen, wohl wissend, dass sie in einer Geisterstadt leben würden oder aber, den USA Adieu zu sagen und endgültig in Deutschland sesshaft zu werden.

Unter diesen Umständen ist uns der Umzug leicht gefallen“, sind sich beide einig, „aber die Ereignisse lassen uns nicht los, auch wenn wir uns in Oberaudorf zu Hause fühlen.“ Beide berichten allerdings von eklatanten Mentalitätsunterschieden. „Die US- Amerikaner“, ist Angela überzeugt, „sind offener und herzlicher als die Europäer, und es gibt nicht diese überbordende Bürokratie wie in Deutschland.“ Für Rolf überwiegt mehr der Sicherheitsaspekt. „Die Handwerker sind hier besser geschult und zuverlässiger als in den Staaten, und die medizinische Versorgung ist besser.“ Davon abgesehen, dass in Kalifornien das Wetter schöner ist -wie sie meinen- fühlen sich beide aber sehr wohl in Bayern. Die Infrastruktur lässt nichts zu wünschen übrig. „Alles gibt es zweifach in Oberaudorf: 2 Apotheken, 2 Metzger, 2 Bäcker, 2 Konditoren, 2 Ärzte, 2 Tankstellen, und die Reihe ließe sich fortsetzen. Mögen in dieser bezaubernden Umgebung über kurz oder lang hoffentlich die seelischen Narben der beiden verheilen. Wir wünschen es ihnen.

 

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