Bericht des Evangelischen Pressedienstes EPD vom 08.08.2022

„Grenzerfahrungen“ von den Alpen bis zur Küste

Badisches Ehepaar sammelt Spenden für Krebsforschung

Susanne Lohse (epd)

Gaggenau/Stuttgart (epd). Es sollte etwas „Soziales“ sein, für das sie sich im Ruhestand einsetzen würden. Das stand für Irene und Richard Merkel schon lange fest. Das Ehepaar aus Gaggenau (Baden) sammelt Spenden für die Erforschung seltener Krebsarten bei Kindern und Jugendlichen. Rund 4.500 Kilometer hat es dazu mit dem Wohnmobil zurückgelegt.

Frei nach der Weisheit „Der Weg ist das Ziel“ fuhren die Merkels einmal rund um Deutschland herum – immer an der Grenze entlang. „Grenzerfahrungen“ lautete ihr doppelsinniges Motto. „Wir versuchen, so nahe wie möglich an der Grenze zu fahren“, sagt Irene Merkel.

Autobahnen seien für sie tabu, betont die 67-Jährige, als der Evangelische Pressedienst (epd) sie bei Ramin (Mecklenburg-Vorpommern) nahe der polnischen Grenze erreicht. Die Route führe über kleine Grenzsträßchen. Dort gehe es langsam voran. Bei Tempo 40 im Stundendurchschnitt konnte das Ehepaar die landschaftlichen Besonderheiten an den Übergängen zu den Anrainerstaaten Deutschlands bewusst wahrnehmen.

Über die großen Städte wurde schon viel geschrieben“, sagte Irene Merkel. „Wir wollten die verborgenen Schönheiten und Persönlichkeiten des Alltags kennen lernen“, erklärt sie das Projekt. Am meisten überrascht habe sie das saarländisch/lothringische 70-Häuser-Dorf Leidingen.

Auf der rechten Seite der Hauptstraße leben Deutsche, auf der linken Seite Franzosen, es wehen die jeweiligen Fahnen“, beschreibt Merkel das Miteinander in dem geteilten Dorf ohne Grenzpfosten. Anderswo markieren Grenzflüsse, Deiche oder Schranken die Mentalitäts-, Sprach- oder landschaftlichen Unterschiede.

Es ändert sich von Bundesland zu Bundesland etwas“, beobachtete das Ehepaar. Die Eindrücke der Reise hat es in seinem Blog auf der eigens für die Spendentour eingerichteten Homepage (www.merkelsgrenzerfahrungen.de), festgehalten. Richard fotografierte, Irene schrieb.

Wer im Blog erwähnt ist, leistet in der Regel auch eine Spende. „Bedingung ist das aber nicht“, versichert Merkel. Die Spendengelder gehen direkt an die „Cooperative Weichteilsarkom Studiengruppe“ (CWS) am Olgahospital Stuttgart. Die Studiengruppe ist neben Utrecht und Seattle eine von weltweit drei Forschungsstätten, die seltene Krebsarten bei jungen Menschen wie das Synovialsarkom – einen bösartigen Tumor der Gruppe der Weichteilsarkome – erforschen.

Ein Ziel der Studien sei es, schreibt Merkel auf ihrer Website, die passende Chemotherapie für den jeweiligen Patienten zu finden. „Nicht jede Chemotherapie schlägt gleich an“, erklärt die Spendensammlerin. Zu dem Spendenzweck sei sie über ihre frühere Arbeit als Hörfunkjournalistin gekommen.

Da gab es Themen, bei denen ich heute noch eine Gänsehaut bekomme, wenn ich daran denke“, erklärt sie die Motivation für das Spendenprojekt. Die Reise und die Spenden sollten dazu beitragen, krebskranke Kinder zu heilen. Davon würden sich Richard und sie nicht abbringen lassen, sagt Merkel.

Diese Kinder machen ganz andere Grenzerfahrungen als wir“, antwortet sie, angesprochen auf ihre persönlichen „Grenzerfahrungen“ während der Tour. Frankreich, Luxemburg, Belgien, die Niederlande, Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich, die Schweiz haben Irene und Richard „erfahren“. Sie haben Prominente wie Kurt Beck (SPD), Robert Habeck (Grüne) und ganz normale Menschen getroffen, ihre Geschichten aufgeschrieben. Einhundert werden es am Ende sein.

Die Merkels wissen nicht, wieviel Geld sie auf ihrer Rundreise eingesammelt haben. Die Sammlung geht auch nach der Tour online weiter. Ein Spenden-Held steht für das Ehepaar bereits fest. Es sei der neunjährige Paul aus ihrem Nachbarort Oberweier, der von seinem Kommunionsgeld spontan 123,45 Euro für die gute Sache gab, sagt Merkel. (1862/05.08.2022)