Badische Pfeifen im Alpenland
Fluch und Segen liegen manchmal ganz dicht beieinander, sagt man nicht so? Wir haben das hautnah erlebt – in der Pfarre Schüttdorf in Österreich. Was wir dort gefunden haben, ist in Baden-Baden verloren gegangen. Und es ist etwas, das Richard persönlich gekannt hat. Es handelt sich um die Orgel, die im Rosbaud-Studio des SWF/SWR über Jahrzehnte hinweg große Bedeutung hatte. Die Orgel – die Königin der Instrumente. Irgendwann hat das Management der zweitgrößten Rundfunkanstalt der ARD beschlossen, das Rosbaud -Studio dicht zu machen, mit allem, was dazu gehört. Das ist der Fluch, der auf der badischen Region lastet. Aber: Die Orgel wurde zum Segen für die wunderschöne Pfarrkirche Pius X. In der Gemeinde Schüttdorf bei Zell am See. Dort hat sich nämlich abgezeichnet, dass die elektronische Orgel dabei war, sich peu à peu zu verabschieden, Pech für das offene, schlichte, transparente und künstlerisch hochwertig gestaltete Gotteshaus, erzählt uns Diakon Johannes Dürlinger.



Da hat es sich wohl um eine göttliche Fügung gehandelt, dass Philipp Pelster von der Stilllegung des Rosbaud-Studios Kenntnis hatte. Auch wieder kein Zufall, denn der Dom-Organist in Salzburg hat seine Wurzeln in der Kurstadt. Nebenbei bemerkt: Sein Großvater Paul Grund, den wir auch kennen- und schätzen gelernt haben, war Musiker im SWF-Sinfonieorchester, hat demzufolge im Rosbaud-Studio nicht nur oft Konzerte gegeben, sondern dort auch fast täglich geprobt. Somit war das Rosbaud-Studio für Paul Grund quasi so etwas wie sein Wohnzimmer. Da liegt es auf der Hand, dass sein begnadeter Enkel, der heute auch als Vorsitzender der Orgelkommission der Erzdiözese Salzburg u.a. zahlreiche Orgelbauprojekte in den umliegenden sog. Pfarren koordiniert, ganz schnell die Verbindung zur Kurstadt herstellen konnte. Da war schnell „alles gschwätzt“, wie der Badener sagt. Eine echte win-win-Situation!



Die ersten Schritte erfolgten im Jahr 2020, Abbau in Baden—Baden, Transport und Aufbau in Schüttdorf erfolgten ein Jahr später, und selbstredend hat Philipp Pelster zur Einweihung ein fulminantes Konzert gegeben. Die 1182 Pfeifen auf den Weg zu bringen, war eine logistische Herausforderung. Die kleinste misst gerade mal ein paar Millimeter, die größten füllen die Empore der Schüttdorfer Kirche fast gänzlich aus. Erwähnenswert, wie optisch gelungen die badische Errungenschaft sich ins Gesamtbild einfügt – eine architektonische Meisterleistung! „Für uns in Schüttdorf ist diese Orgel ein absoluter Glücksfall“, erzähl Diakon Johannes Dürlinger. Man sieht ihm die Freude über das gelungene Gesamtkunstwerk – und das ist diese moderne Gemeindekirche von Schüttdorf auf jeden Fall – an. „Eine neue Orgel hätten wir uns nie und nimmer leisten können“, denkt er zurück. „Diese Variante hat uns etwa ein Drittel gekostet von dem, was wir hätten für eine neue Orgel hinblättern müssen.



Der Diakon und Psychotherapeut Johannes Dürlinger ist seit 19 Jahren bereits in der Kirchengemeinde verankert und er sagt: „Es sieht so aus als habe die Orgel nur darauf gewartet, in Schüttdorf zu neuem Leben erweckt zu werden.“ Wir sehen das genauso, denn das Gesamtkunstwerk Pius X. zieht die Leute an, und es ist eine Oase der Ruhe im umtriebigen Alltag. Ach ja: Zwischen den beiden Pfeifenblöcken signalisieren 12 kleine runde Fenster die 12 Apostel. Überhaupt ist die Kirche Schüttdorf von einheimischen Künstlern gestaltet, filigran, aber wirkungsvoll. Man muss sich unbedingt einen eigenen Eindruck davon verschaffen. Nichts anderes haben wir getan – auf unserer Spendenreise für krebskranke Kinder. Das Zusammentreffen mit Johannes Dürlinger – ein bleibendes Erlebnis.
LESEN – SICH FREUEN – SPENDEN – DANKE