Ein Besuch bei Kurt Beck
„Was schaff’sch dann Scheens?“ fragt Kurt Beck im Vorbeigehen einen Dorfbewohner, der in seinem Garten hantiert. Ein paar Straßen weiter stehen einige Leute zusammen und diskutieren. Der Politiker ist gleich mitten im Gespräch. Er ist einer von ihnen, unterwegs in seinem Heimatort Steinfeld. Dem hat er nie den Rücken gekehrt, auch nicht als Politiker auf Länder- und Bundesebene. In dem 2000-Seelen-Dorf direkt an der Grenze zu Frankreich ist Kurt Beck daheim, dort hat er seine eigenen Grenzerfahrungen gemacht. Darüber wollen wir uns mit ihm unterhalten.
Wir treffen den Politiker in seinem kleinen Büro im Dachjuchhee seines Hauses. Ich möchte vorweg schicken, dass Herr Beck unsere Anfrage nach einem Interview sofort beantwortet und gerne seine Unterstützung zugesagt hat. Dafür bedanken wir uns ausdrücklich.
Den von uns gewählten Titel für unsere Spendentour greift Kurt Beck sofort auf, denn Grenzerfahrungen sind ihm nicht fremd. Im Grunde macht er sie auch noch heute, denn das französische Wissembourg ist Nachbarort.
Grenzerfahrungen sind für Kurt Beck verbunden mit der Nachkriegszeit. „Mit der Grenze haben wir gelebt, in den Ruinen haben wir gespielt. Steinfeld war nach dem Krieg zu 80 Prozent zerstört“, erinnert er sich, „das Dorf war mit mehr als 100 Kampfwerken (Bunker, Panzergräben, Höckerlinien, Stacheldrahthindernisse) sehr stark vom Krieg betroffen. Mehrfach wurden die Einwohner umgesiedelt in andere Regionen. Der Westwall ging mitten durch’s Dorf. Auch Häuser mussten den Befestigungsanlagen weichen.“ Als Beweis führt uns der beliebte Steinfelder Bürger durch seine Gemeinde, zeigt uns, wo Schuppen zu Bunkern umfunktioniert wurden, und besonders eindrucksvoll sind die steinernen Poller, gebaut, um dem Feind das Vordringen zu erschweren. Die sogenannte Panzerlinie ist teilweise noch erhalten.
Als verantwortungsvoller Politiker hat Kurt Beck später dafür gesorgt, dass die Grenzen -auch in den Köpfen- gefallen sind. Er war deutsch-französischer Kulturbevollmächtigter, und er hat sich u.a. für die Gründung der deutsch-französischen Hochschule in Saarbrücken stark gemacht.
Gerne erinnert sich Kurt Beck an Konzerte und musikalische Auftritte, gemeinsam mit Musikern aus dem Elsass. „Es gab Zeiten, da haben wir jeden zweiten Sonntag „drüben“ verbracht, und oft waren wir bei den Familien zum Essen eingeladen.“
Heute gehört das „Hiwwe und Driwwe“ (das Dies- und Jenseits der Grenze) zum Alltag, und es ist zu hoffen, dass das so bleibt – am Besten für die Ewigkeit.